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Platz des himmlischen Friedens. So den Tag zu beginnen, wenn man in der DDR sozialisiert wurde, das ist schon speziell. (Für alle anderen: Auf diesem Platz wurde 1976 ein Protest von Millionen Menschen von der Regierung blutig beendet und im Mai 1989 endete eine friedliche Demo gegen die Regierung hier mit dem Massaker und den Bildern, die wir alle kennen). Edi, unser Reiseleiter: „Heute sind sehr wenige Leute! In der Hochsaison steht man schon mal zwei Stunden an, um auf den Platz zu kommen.“

Der riesige Platz (500 mal 900 Meter) ist u.a. gesäumt von der Halle des Volkes. Kennen wir aus dem Fernsehen und die Chinesen vom 100 Yuan Schein.

Also wir sind nach „nur“ 30 Minuten anstehen und Pass einscannen und Rucksack und Taschen checken (wie auf dem Flughafen) bei strahlenden Sonnenschein auf den Platz des himmlischen Friedens getreten. Der größte, innerstädtische Platz der Welt. Ja, mit solchen Superlativen können die Chinesen prahlen. Und warum hatten wir uns gleich noch mal hier angestellt? Um die zehnmal längere Schlange am Mausoleum für Mao Zedung  aus der Nähe zu sehen? Oder über die mehr als einen Kilometer lange Schlange der Individualtouristen zu schmunzeln? Um die Überwachungstechnik alle 50 m zu bewundern? Oder einfach nur, um auf einen riesengroßen Platz mit tausenden von Chinesen zu stehen?

So ganz scheint man der eigenen Bevölkerung nicht zu trauen…
…obwohl sich viele, junge Menschen mit China identifizieren.

Wenn man sich erinnert, dass hier im Mai 1989, also ein paar Monate vor der friedlichen Revolution bei uns in der DDR, friedlich protestierende Studenten niedergeschossen wurden, dann ist das schon ein komisches Gefühl. Hätte damals 89 in Leipzig auch ganz anders kommen können. 

Auf der riesigen Fläche, bis auf das Mausoleum, haben sich die tausenden Besucher ganz gut verteilt.
Am Eingang zur verbotenen Stadt, direkt hinter dem Tor des himmlischen Friedens an dem Maos Portrait prangt und alle 3 Monate erneuert wird, wurde es dann eng. Das war die zweite Kontrolle mit allem Drum und Dran, zwei weitere sollten noch folgen.

Aber weiter ging es nach diesem touristischen Highlight in das nächste: Die verbotene Stadt. Von hier aus hat der Kaiser (es gab mehrere über die Jahrhunderte die in der verbotenen Stadt residierten) sein Reich regiert. Bis zum dritten Tor wurden nur Beamte und Würdenträger zugelassen. Alles streng hierarchisch. Dahinter fing der private Bereich des Kaisers an. Jeder andere Mann war dort verboten.

Durch das Tor der Harmonie (im vorherigen Bild) kommt man über einen Platz zur Halle der Höchsten Harmonie. Hier beriet der Kaiser täglich mit den hohen Beamten die Staatsgeschäfte. Dahinter befindet sich wiederum nach einem weitläufigen Platz die Halle der vollkommenen Harmonie usw.

Jeder Palast ist nur von außen zu betrachten (Alles was drin war hat Chiang Kai-shek 1949 mit seinen Guomingdang bei seiner Flucht nach Taiwan mitgenommen. Nicht nur darum ist seitdem eine Rechnung zwischen China und Taiwan noch offen). Und alles ist voller Menschen. Reiseleiter mit wedelnden Fahnen, damit sie gesehen werden. Alles ein bisschen zu viel. 

Während es links und rechts ziemlich still war drängten sich auf der Hauptachse die Touristen.
Nach der Halle zur Erhaltung der Harmonie beginnt der nur dem Kaiser zugängliche Bereich des Palastes. Hier wohnte er mit seinen zwei offiziellen Frauen , seinen 27 Konkubinen, 3000 Palastmädchen und nicht viel weniger Eunuchen. Wohl gemerkt: Er war der einzige Mann. Kein anderer Mann durfte durch das dritte Tor der verbotenen Stadt treten.
Im Garten des privaten Bereiches gibt es mehrere Pavillions. Einer davon ist angeblich das Vorbild zum Teehaus im Park Sanssouci in Potsdam. Naja, wenn man nicht so genau hinschaut: Beide sind rund.

Am Ende der verbotenen Stadt haben wir dann den „Kohleberg“ mit hunderten Chinesen bestiegen (wo es die -neu gepflanzte- Akazie zu besichtigen gab, an der sich der letzte Ming – Kaiser aufgehängt hat) um einen schönen Rundblick auf Peking zu haben. 

Von da oben erkennt man die ganze Größe der verbotenen Stadt. Wir haben davon nur einen Bruchteil gesehen und waren schon ziemlich fertig. Wahrscheinlich braucht man Wochen um sich alles genau anzusehen.
Aber vom Kohleberg aus hat man auch einen guten Blick auf das neue Peking. Hier mit dem staatlichen TV Sender und der „Vase“, dem höchsten Gebäude Beijings.

Pagode, Akazie ohne Kaiser, Menschenmassen, Aussicht, strahlend blauer Himmel. Laut Edi sehr selten in Peking, weil normalerweise immer Smog. Wir Glücklichen. 

Von der verbotenen Stadt sind wir mit dem Bus abgeholt worden. Die 5 km hätten wir fast zu Fuß laufen können, weil wir mit dem Bus eine Stunde gefahren sind. Wie jeden Tag, sehr viel Verkehr. 

In der Altstadt, ging es wesentlich ruhiger zu. Viele traditionelle Läden reihen sich aneinander. Und in manchen Gassen wohnen auch noch Familien. Allerdings sind die Umstände entsprechend. Altstadt bedeutet: Keine Parkplätze, keine Toilette in der Wohnung, Kohleheizung. Das mag nicht jeder, aber die Bodenpreise steigen und es ist eine Frage der Zeit wie lange man dem Verkaufsdruck standhalten kann.

Der Abschluss war ein Bummel durch die Altstadt genannt Hutong. In der „alten“ Altstadt mit Antiquitätenläden mit Ming Vasen von letzter Woche und in der „neuen“ Altstadt mit allem, was man so essen kann im Angebot. Von Süß bis sehr Fremd.

In Peking bekommt angeblich jeder Panik wenn der Akkustand des Handys bei 5% ist. Daher kann man mit der letzten Stromreserve eine Powerbank am Strassenrand mieten. Scannen, bezahlen, nutzen, zurückgeben an irgendeiner Station und verbrauchsgenau abrechnen.
Sylke gefiel die Altstadt sichtlich gut. Allerdings gab es ein NoGo vor dem Teeladen. Denn der Tee aus China und aus Sri Lanka und, und, und, liegt bei uns noch immer wie Blei im Schrank.
Die arme Ente hatte nichts mehr zu lachen, war aber sehr lecker.

Dann gleich weiter zum Peking-Enten-Essen in Peking. Und zack, war der Tag vorbei. Nicht mal Zeit zum Luftholen. Kein Bier, kein Kaffee. Morgen geht es weiter mit dem Schnellzug nach Xi`an, der alten Kaiserstadt. Wir halten euch informiert! Wan shang hao!

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