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Wir haben uns spontan entschlossen eine Radtour zu machen. Und zwar auf eine Routenempfehlung des Tagesspiegels hin. Also morgens auf die Räder und auf nach Wannsee. Ohne Badehose. Mit der S-Bahn zum Bahnhof Zoo und dort in den RE nach Wittenberge.

Nachdem der Zugbegleiter ein Machtwort gesprochen hatte, war zumindest der Gang wieder frei im Abteil. Was für ein Chaos!

Dummerweise waren wir nicht die Einzigen, die die Idee hatten eine Radtour in der Prignitz zu machen. Nach dem zweiten Halt musste der Schaffner ein Donnerwetter loslassen, weil der Gang mit Rädern komplett zugestellt war. Diejenigen, die nach uns mit ihren Rädern eingestiegen sind, mussten dann in den hinteren Wagen umsteigen. In Wittenberge waren schließlich nur noch unsere Fahrräder im Abteil und wir sind dann erst einmal zu einer kleinen Stadtrundfahrt gestartet.

Der Radweg ging über eine schmale Eisenbahnbrücke ans andere Elbufer von wo aus man den Uhrenturm und die Nähmaschinenfabrik gut sehen konnte. Steht heute alles leer.

Nunja, viel gabs nicht zu sehen, aber den Singer Uhrenturm mit dem Museum darin haben wir uns nicht entgehen lassen. Wahnsinn, das Nähmaschinenwerk war mal der Hauptarbeitgeber in Wittenberge und 1992 wurden alle 3000 Mitarbeitenden entlassen und das Werk zugemacht. Wir sind dann auf dem Elberadweg weiter geradelt nach Wahrenberg.

Noch nie so viele Störche auf einem Haufen gesehen. Praktisch in jedem Vorgarten bzw. auf jedem Haus war ein Nest.

Wahrenberg ist die Hauptstadt der Störche. Von dort ging es nach Schnackenburg wo Sylke das Grenzlandmuseum ausgekundschaftet hat.

Auf der ganzen Tour gab es immer wieder romantische Ausblicke. Caspar David Friedrich hätte seine Freude gehabt.
Die Elbe im Hintergrund und wir alleine auf dem Radweg vorne.
Ein Lächeln für die Drohne.
Eigentlich gibt es drei Fähren an dem Abschnitt des Radweges, aber zwei sind nicht mehr in Betrieb. Mangels Nachfrage.

Schließlich kamen wir nach einer Fährüberfahrt in unserem Übernachtungsquartier „Alte Fischerkate“ in der Nähe von Lenzen an. War nett dort.

Die „Alte Fischerkate“ liegt direkt hinter dem Deich an einem Karpfenteich. Während der Pandemie komplett renoviert und ausgebaut, kann man jetzt für wenig Geld die alten Einrichtungsgegenstände erwerben. Vom Bierglas bis zum kitschigen Leuchter ist alles geboten.

Am nächsten Tag sind wir dann auf der anderen Elbseite über Wittenberge bis nach Bad Wilsnack geradelt. Leider mussten wir wegen Regen noch einen Zwischenstop einlegen. Eigentlich war Sonnenschein angesagt.

Sylke hatte dann wieder einen Anfall von Ostwehmut und musste unbedingt den alten Grenzwachturm besteigen.
Auch wenn das Wetter nicht so mitgespielt hat: Landschaftlich wars ein Traum.
Genauso wie der Käsekuchen bei unserer Zwangsrast. Sylke war auch ganz begeistert vom Ambiente. Zum Glück waren Tischdecke, Regal und Lampen hier nicht käuflich zu erwerben und während der Pandemie wurde hier auch nicht renoviert.

Aber das Wetter Problem hatten wir auf unseren Radtouren ja schon öfter. Vorsorglich hatten wir daher auch Regenkleidung dabei. In Bad Wilsnack haben wir die Wunderblutkirche besucht. Sie ist immernoch ein Pilgerziel. Ausgelöst wurde der Hype im 14. Jahrhundert. Den Stadtbrand haben damals 3 Hostien unbeschadet und mit jeweils einem Blutfleck versehen überstanden. Daraus entwickelte sich ein Wunderglaube, der Bad Wilsnack zu einem europäischen Wallfahrtsort machte. Bis nach der Reformation der Spuk ein Ende hatte. Und schon wartete am Bahnhof die nächste Herausforderung: Eingeschränkte Fahrradmitnahme. Mit anderen Worten, die Zugbegleiterin des Zuges der uns nach Spandau bringen sollte, verweigerte uns die Mitfahrt. Im Zug stapelten sich die Räder schon übereinander.

Wir haben es gelassen genommen. Allerdings war leider das hochgelobte Bistro im Bahnhof aus Personalmangel geschlossen.

Wir hatten Zeit und der Zug eine Stunde später brachte uns auf Umwegen (Oberleitungsschaden) aber guter Unterhaltung (ein ehemaliger Oboist der komischen Oper, Klaus und seine Frau Monika erzählten uns ihr Leben) nach Spandau. Schließlich sind wir dort ausgestiegen (weil das Radeln auf dem Havelweg genauso lange gedauert hat, wie wenn wir mit dem Zug am Bahnhof Zoo umgestiegen wären) und haben auf dem Nachhauseweg noch den wiedereröffneten Biergarten Loretta ausprobiert.

Ging schnell: Ein Sturzbier und ein Wasser und dann noch die 3,5 Kilometer bis nach Hause.

War schön jewesen!

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