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Jetzt sind wir schon 11 Tage hier in unserem Ayurveda Resort. Wie das abläuft haben wir Euch ja schon kurz erzählt. Inzwischen sind wir aber „durchgeputzt“. Denn die ersten 6 Tage waren nur zur Vorbereitung. Der eigentliche Spass geht jetzt erst los. Nachdem wir also alle Giftstoffe durch Massage, Ernährung, Tabletten etc. irgendwo in unserem Körper konzentriert hatten, bekam jede*r von uns ein Fläschchen mit einem seltsam schmeckenden Öl. Uwe musste das abends einnehmen, Sylke morgens. Damit wir uns auf der Toilette nicht in die Quere kommen. Was soll man sagen? Glaubersalz ist eine harmlose Alternative gegen das Zeug.

Wir dürfen auf dem Weg zum Yoga, den Anwendungen oder dem Essen immer durch einen wunderschönen exotischen Garten gehen.

Jedenfalls sind wir damit innerlich sowas von sauber. Deshalb laufen jetzt die individuellen Anwendungen. Sylke bekommt Kräuterpackungsschruppmassage und Uwe Ölüberguss im Überfluss. Begleitet von Stirngüssen mit noch mehr Ölen etc. Leider gibts davon keine Fotos, denn im Anwendungsbereich sind Kameras nicht erlaubt.

Wir haben ja viel Zeit und deswegen nahmen wir an einer Gartenführung teil. Was hier alles wächst! Kakaobohnen, Jackfruit (lecker!), die duftende, westindische Frangipani, Mangobäume in Variationen (leider erst in 2 Monaten reif) und die „Dancing Woman“ Orchidee. Und natürlich noch viel mehr.

Das Tempelfest ist vorbei! Es gab noch ein letztes, lautes Aufbäumen bis spät in die Nacht mit Trommeln und Tröten und dann war Ruhe. In dem Zusammenhang, und weil vor jeder Massage die Therapeut*innen den Segen des Gottes Vishnu erbitten, haben wir uns mal schlau gemacht, wie das so mit den Göttern in Indien ist. Zwar sind in dem Bundesland von Indien, Kerala, in dem unser Resort ist, 80% der Bevölkerung christlich, dafür machen die Minderheiten aber umso lauter auf sich aufmerksam (woher kennen wir das?). 

Als Höhepunkt der Verehrung für Shiva machten sich am letzten Tag alle Gläubigen unter Trommeln und Trompeten zum Strand auf. Angeführt von einem Priester.
Dieser Priester hat dann als Opfergabe Milch, Joghurt, Öl, Honig und Kokosmilch über ein sogenanntes Linga, ein Symbol Shivas, geschüttet. Die Frauen erbitten bei dieser Zeremonie den Beistand Shivas für ihre Ehemänner (mussten aber trotzdem hinten anstehen).

Also, es gibt 3 Gottheiten: Brahma, Vishnu und Shiva. Brahma ist der Weltengründer, der Schöpfer, Vishnu der Bewahrer und Shiva der Zerstörer. Brahma hat ausgedient, weil es ist ja alles da. Um so mehr werden die beiden anderen und deren „Avatare“ verehrt. Das heisst, dass zum Beispiel eine Erscheinung von Vishnu der Gott des Ayurveda ist. Mit anderen Worten, so haben wir das verstanden, man kann sich die Ausformung seines Gottes selbst gestalten. Coole Sache das. Nicht weiter ungewöhnlich, Jesus sieht ja auch überall ein bisschen anders aus.

Für all die Gläubigen muss natürlich auch gekocht werden. Immerhin waren die ja 10 Tage lang bis spät in die Nacht aktiv mit der Verehrung Shivas beschäftigt. Entsprechend groß sind natürlich die Töpfe und sobald weiter gebetet wurde, kreisten darüber Scharen von Raben und anderen Vögeln um sich um die Reste zu schlagen (nein, Geier gibt’s hier nicht). Und die Wohlgerüche Asiens konzentrierten sich auf den freiliegenden Abwasserkanal ins Meer. Muss man mögen.

Apropos Jesus: Auf den blicken wir jeden Tag von unserer Hütte aus und kaum ist das Tempelfest vorbei, gibts ein Fest für Jesus mit mindestens genauso großen Lautsprechern und Getöse. Aber zum Glück dauert ja so ein Gottesdienst nur 3 Stunden.

Die Volvox Asia saugt Tag und Nacht die betonnte Fahrrinne tiefer. Die grüne Tonne an unserem Strand ist keine 50 Meter weit draußen, das heisst, die großen Pötte werden einmal ziemlich dicht am Strand entlang fahren.

Allerdings reckt eben dieser Jesus auch jeden Tag seine Hände gegen den Hopper-Dedger aus, der vor unserem Strand seine Arbeit macht, als wollte er abwehren, was kommt. Ein Hopper-Dedger ist ein Saugbagger, unserer heisst Volvox Asia. Wozu nur, haben wir uns gefragt, saugt der hier? Nun, hier in diesem Paradies hat Indien beschlossen, den zweitgrößten Frachthafen Asiens zu bauen. Der soll 2025 fertig sein, heisst Port of Vizhinjam und wird ein sogenannter Deep Water Mega Container Transshipment Mother Port (Wie das auf chinesisch heisst wissen wir nicht, aber alles, was zum Betrieb notwenig ist, kommt woher?)

An unserem Strand liegen bestimmt 300 Fischerboote dicht an dicht. Fast jeden Tag wird die Hälfte davon nachmittags vom Trecker ins Wasser geschoben und sie bilden dann Nachts eine eindrucksvolle Lichterkette am Horizont. Wenn hier mal die großen Pötte langfahren ist sicherlich Schluss mit diesen Störenfrieden für die internationale Schifffart. Aber wie wir heute gehört haben, gibts dann jede Menge Arbeit im neuen Hafen.

Dem müssen hunderte Fischer in dem jetzigen Hafen von Vizhinjam weichen, kein Protest hat was genutzt und ob dann dieses Resort hier noch so attraktiv ist, wagen wir zu bezweifeln. Die riesigen Fracht- und Passagierschiffe, die hier täglich am Strand entlang shippern werden (eine Tonne der künftigen Hafeneinfahrt ist keine 50 Meter vom Strand entfernt), sind vielleicht für Uwe interessant, aber sonst werden sie eher, im wahrsten Sinn des Wortes, ein riesiger Störfaktor.

Leider war der Laden auch heute zu und wir konnten nur durchs Fenster fotografieren. Aber ihr bekommt sicherlich einen Eindruck von unserer Entdeckung.

Dann war da noch das Sonnenbrillenproblem. Ihr erinnert Euch: Uwe am Strand, Hunde, Sprung in die Wellen, Brille weg. Jedenfalls wusste im Resort niemand, dass es in unserem Kaff einen Optiker gibt. Den haben wir gefunden! War aber geschlossen. Anrufen ging nicht, weil unsere e-sim das nicht zulässt. Also haben ein paar freundliche Einheimische den Optiker ausfindig gemacht. Der kam auch gleich auf dem Moped an. Das Angebot war überschaubar und etwas out of fashion. Letztlich gab es aber was passendes. Obwohl das Angebot gleich korrigierte Gläser für 30 Euro machen zu lassen verlockend war, wollte Uwe nicht für 1000 Euro durch das Refraktometer schauen, das bestimmt seit es dort stand nicht einmal geputzt wurde. Nunja, die neue Brille ist nach einem Tag auch schon auseinander gefallen. Das hätte uns eigentlich klar sein müssen. Und der Optiker hat immer noch geschlossen.

An der Brille lag es nicht, dass wir auf dem Nachhauseweg noch an einer typischen Kirche vorbei gekommen sind. Wir wurden herzlich eingeladen rein zu schauen. Beim Gottesdienst sitzen links die Frauen und rechts die Männer.
Und nach wie vor bekommen wir jeden Tag ein kleines Kunstwerk von den Zimmermädchen.

Ihr seht, es wir nicht langweilig hier. Übrigens, am 16. hatten wir ja Bergfest und haben darauf zünftig angestoßen! Mit lauwarmem Tee.

Namaste!

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