Heute ist der Blog die Abfolge von Dingen, die wir erlebt haben. Denn wir sind ziemlich lange in Auto unterwegs und ich schreibe das, was ich gerade so sehe oder höre oder erlebe.
Heute morgen, ein aufgeregter Fahrer. Nach den Anruf seiner Agentur, dass die beiden Gäste Stress machen, war er ein bisschen ängstlich… Aber da wir ja nette Menschen sind und der Fahrerguide nicht wirklich einen Abschluss in Cambridge haben muss, konnten wir alle Wogen glätten. Aber jetzt springt er immer raus, um uns die Türen zu öffnen, was irgendwie auch komisch ist.
Früh ging es gleich mal zum Dutch Palace, den hat der englische Guide gestern zwischen seinen ganzen Verkaufsständen einfach mit „Heute geschlossen!“ abgehandelt. Unser Fahrer hatte heute wahrscheinlich strenge Order, alles Verpasste von gestern nachzuholen.
Im Dutch Palace (fotografieren verboten, warum auch immer) haben wir uns über die dreisprachigen Exponat-Erklärungen gewundert. Es kam eine nette Angestellte vorbei und wurde gleich mal von uns ausgefragt. Eine Sprache ist englisch, eine ist Hindi, also Indisch und eine ist Malayalam– so sprechen die Leute in Kerala und im südlichen Indien (also ungefähr 40 Mill.) Wobei im Nachbarstaat Tamil Nadu eine andere Sprache gesprochen wird. Wir haben ungefähr 5 Minuten gebraucht, um überhaupt die Aussprache der Sprache hinzubekommen. Geschrieben sieht das sehr einfach aus, aber wenn dir das jemand vorspricht und Du sollst es nachsprechen, wird es lustig. Die ganze Malajalam-Sprache hört sich an wie ein „lala-laalla-llllala-schalla lalala-la“, also es wird nur vorne mit der Zunge gesprochen. Beim nächsten Volkshochschulkurs weiß ich, was ich buche….
Wir sitzen im Auto und wuseln uns durch den Verkehr in Indien, also des südlichen Indien, um genau zu sein, durch den Verkehr der Stadt Kochi. Für 150 km sind 4.5h veranschlagt. Schon nach 5 km ist klar, warum das so lange dauert. Hier herrschen andere Verkehrsregeln als bei uns zu Hause.
Unser Fahrer erzählt gerade, dass man in Indien mit 55 in den Ruhestand geht. Erstaunen im Auto. Ich will nicht gleich von Neid reden. 20 km später meine Frage, ob man den dann ab 55 auch Geld bekommt. Ja, aber nur für Regierungs-Mitarbeiter. Der Fahrer ist selbstständig, die Frau war Krankenschwester (ist jetzt aber zu Hause mit drei Kindern 3, 5 und 8 Jahre), die beiden bekommen natürlich nichts vom Staat. Meine neidischen Gedanken sind also völliger Blödsinn. Ohne staatliche Rente kann man in Deutschland ja mit 30 in den Ruhestand gehen.
Unsere Mail an die Agentur mit unserer Beschwerde (und da war von der Eidechse an der Wand gar nicht die Rede), schlägt mittlerweile große Wellen. Die Mail an uns zurück aus Deutschland : „Wir kümmern uns.“ Der Anruf aus Indien von der Partneragentur (hat der Guide gleich ab Uwe weitergereicht): „ Was braucht ihr noch zum glücklich sein?“ Das fühlt man sich doch gleich gut aufgehoben…
Und zwischen Mopeds, LKWs, Autos, Bussen und Fußgängern fahren wir mit durchschnittlich 50 km/h (fühlt sich immer noch ziemlich lebensmüde an) gen Periyaky.
Und dann immer wieder gern gesehen im größten Verkehrschaos: Ein Motorrad, der Typ vorne checkt seine Mails während der Fahrt, das Girl ohne Helm hinten, im farbenfrohen Sari und in vornehmen Ladysitz (also beide Beine zu einer Seite) fahren entspannt von A nach B. Während die Touristin im klimatisierten Wagen nur aus den Beifahrer-Fenster schaut (sich auf den Verkehr zu konzentrieren und unserem Fahrer beim Fahren zuzuschauen, wäre mit einer Herzattacke verbunden).
Mittag einen kurzen Stopp. Lunch in einem Restaurant. Lustig, wenn einer am Tisch (der Fahrer und nicht Uwe) mit den Fingern isst. Zwei frische Ananas-Säfte, drei Mittagessen, eine große Flasche Wasser: 10 Euro. Ich kenne mehrere Restaurants in Berlin wo allein das Wasser so viel kostet.
Nach fast 5 Stunden Fahrt kommen wir kurz vor dem Ziel an einem Gewürzgarten vorbei. Die sehr freundliche Dame erklärt uns alles, lässt und komische Basilikumarten probieren, zeigt uns Nelken, Muskatnuss und Kardamon. „Die blühenden Pflanzen riechen alle nicht. Sie sind nur für die Bienen da.“ Aber was für blühende Pflanzen!
Zum Abschluss am Abend gab es dann noch eine Martial Arts Show und eine Kathakali Show. Beides war etwas gewöhnungsbedürftig aber interessant.
Übrigens: In Kerala trägt der Mann einen Mundo, also ein Tuch um die Hüften. Das ist sozusagen der Hosenersatz. Das Oberteil ist meistens ein langärmliges Hemd. Fertig ist die Ausgehuniform, die Arbeitskleidung, der Hausanzug. Verstehe gar nicht, warum sich Uwe keinen Mundo kaufen will.
No responses yet