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Oder: Irgendwas ist immer. Uwe und ich sind mit einem Vulkan – Fluch belegt. Deswegen haben wir vor dieser Wanderung ein bisschen gezittert, ob die überhaupt stattfindet, das Wetter in Ordnung ist, wir auch gut an den Ausgangspunkt kommen.

Wir sind um 7:30 losgewandert. Am Startpunkt konnten wir einen der höchsten Vulkane Neuseelands noch sehen. Den Mt. Ruapehu mit 2800 Metern Höhe.

Das resultiert daraus, dass wir einmal in Hawaii mit unserem Jeep auf einen Vulkan fahren wollten. Leider ging das Auto einen Tag vorher kaputt und wir haben es in der Mietstation ausgetauscht bekommen: In ein superschickes, riesengeiles amerikanisches Cabriolet. Damit konnten wir zwar in ein Restaurant fahren und Aufsehen erregen, aber leider nicht auf den Vulkan.  

Ein schönes Gefühl. Wir waren nie allein. Aber: Bis auf die Chinesen haben alle schön Platz gemacht oder freundlich überholt.

Ein anderer Versuch war die Besteigung des Fuji in Japan. Wir sind bis zur dritten Hüttenübernachtung gekommen und wurden auch in der Nacht geweckt, aber nicht um weiter auf den Gipfel zu wandern sondern um den Abstieg in Angriff zu nehmen, weil ein Taifun erwartet wurde. 

Der Mt Ngauruhoe, der Schicksalsberg aus „Herr der Ringe“ ist ein aktiver Vulkan. Zum letzten Mal ist er 2012 ausgebrochen, das hielt sich aber in Grenzen. Das die Gefahr aber real ist, beweisen die ganzen Warntafeln und Hinweisschilder an der Strecke.

Also sind heute 6:00 Uhr in unserer Tongariro Lodge gestartet (ich nach fast durchwachter Nacht , wie eine Schulanfängerin vorm ersten Schultag) und mit dem Auto 45 Minuten zum Endpunkt des Tracks gefahren. Wir haben so lange gebraucht, weil Google Maps uns erst vor ein geschlossenes Tor gelotst hat (wäre wahrscheinlich 1 km kürzer gewesen) also wenden und 10 km zurück und hoffen, dass das jetzt richtig ist. Beim Sonnenaufgang lagen die Nerven schon mal blank, also bei mir. 

Über die Caldera von einigen anderen Vulkanen läuft man Richtung Red Crater. Den Schicksalsberg immer im Nacken.

Der einzige Parkplatz liegt am Ende der Wanderung. Eigentlich clever. Ob man die Wanderung schafft oder nicht, egal, denn dein Auto steht brav da und wartet auf dich. An dem Parkplatz warten schon x Busse, die alle Wanderer in einer 30 min Fahrt zum eigentlichen Startpunkt der Wanderung auf die andere Seite der Berge bringt.

Ganz oben schaut man dann in einen echten Höllenschlund. Der Granitbogen war die Höhle, aus der die Lava beim Ausbruch 2012 herausquoll. Jetzt ist der Gang halb eingebrochen.

Am eigentlichen Startpunkt der Wanderung darf man nicht parken. Man ist also gezwungen, diesen Service in Anspruch zu nehmen. Der Parkplatz kostet 45 NZ$. Der Bustransfer nochmal 45 NZ$. (Anmerkung der Redaktion: Der Kiwi will auch leben. Das haben wir jetzt schon öfter erlebt. Wenn man aus wenig bis nichts noch ein Geschäftchen machen kann: Der Kiwi macht das mit einem Lächeln, gerne und auch gerne noch mit einem Aufpreis bei Sonderwünschen.)

Vom Gipfel hat man einen guten Blick auf die kleinen Emerald Seen, die bei dem Sonnenlicht sich natürlich in ihrer schönsten Farbe zeigten.

Wir hatten illegal am Endpunkt der Wanderung auf dem Seitenstreifen geparkt. Sylke: „Du hast jetzt aber nicht 8 Stunden lang Schiss, dass sie den Mietwagen abschleppen?“

Alles in Allem war es aber ein supertoller Tag. Wir sind den Tongariro Alpine Crossing bei bestem Wetter gewandert. Nicht allein, aber das ist man an den drei Zinnen in den Dolomiten ja auch nicht. Es ist die beliebteste Ein-Tages-Wanderung in Neuseeland. Ein Paar Fakten: Gesamtlänge 20 km. Los geht es in Mangatepopo. 1100 Meter Höhe. Dann hoch zum Red Crater auf 1900 Metern. Hoch heisst: 800 Höhenmeter werden mal schnell auf 2 Streckenkilometern erledigt. Der schöne See liegt auf 1700 Metern und heisst Te Wai Whakaata o te Rangihiroa. Sehr romantisch! Und dann gehts runter nach Ketetahi zurück zum Parkplatz auf 1000 Meter. Wir waren bedient!

Das kleine Wölckchen deutet nicht auf einen Ausbruch hin, sondern ist ganz harmlos. Ein bisschen mulmig war uns dann aber doch schon manchmal zu Mute.

Aber wie schon eingangs erwähnt: Irgendwas ist immer! Die letzten Tage war es hier bewölkt, also nicht so optimal für diese Wanderung. Da dachten sich doch nicht nur wir, sondern sehr viele andere auch, da sollte man doch am Samstag bei schönstem Sonnenwetter wandern. Angeblich haben die Parkplätze und die Shuttles nur Kapazität für maximal 5000 Personen pro Tag. Wer aber schon mal auf einem Trampelpfad 20 km mit 4998 anderen Menschen gewandert ist, der weiß, über was ich spreche. 

So ganz harmlos ist die Szenerie dort oben nicht. Es gibt einige Spalten, aus denen Dampf kommt, der nicht gerade lecker riecht.

Die ersten 2 Stunden hatte ich wirklich damit zu tun, mich in Toleranz zu üben. Lärmende Chinesen (und ich dachte immer, die Italiener sind laut), sehr, sehr viele junge Leute (gern auch mal mit einer BoomBox im Rucksack), Menschen, die sich wahrscheinlich erst gestern kennen gelernt haben und heute ihre ganze Lebensgeschichte auf dieser Wanderung erzählen müssen. Nach reichlich zwei Wochen weg von zu Hause und gleich so gestresst: Auweia! 

Die Hochebene hatte auf jeden Fall etwas von den Mondoberfläche. In der Mitte der Red Crater, darüber der Schiksalsberg, rechts oben die Spitze des Mt Tongariro und im Hintergrund der Mt Ruapehu.

Du wanderst so vor dich hin (ist ja stellenweise auch richtig anstrengend) und dann hast du das Gefühl, jetzt kommt ein Trailrunner hinter dir (stimmt aber meistens nicht, machmal aber doch, wie bekloppt ist das denn) und du trittst zur Seite in eine Parkbucht.., dann kommst du da kaum mehr raus, weil Mann an Frau an Mann dem Gipfel entgegen laufen. Du findest manchmal keine Lücke, im dich wieder in die Wanderschlange einzureihen. 

Auch beim Abstieg wies uns der Vulkan an allen Ecken und Enden darauf hin, dass er sich nur ausruht. Überall stiegen Dampf- und Schwefelwolken aus Spalten.

Und ganz zum Schluss, du warts da oben, alles war toll, kommt der Abstieg. Und der Schluss dauert nochmal 4 Stunden und zieht sich und zieht sich. Immer bergrunter und immer in Karavane.

Der Blick über die Seen war überwältigend. Wie schon erwähnt: Alles nur vollgelaufene Krater. Auf der Nordinsel von Neuseeland ist man sich einig: Es ist nicht eine Frage ob, sondern wann der nächste große Vulkanausbruch kommt.

Aber wir wollten das so, wir haben es geschafft und es war eine echte Attraktion. Würden wir es nochmal machen? Ja!

Auf dem Web zum Parkplatz dann noch einmal eine Wanderung durch Neuseelands Natur. Stundenlang durch unberührte Wälder. Aber aus dem Bach kann man nicht trinken, weil er das Sulfit aus den heissen Quellen oben am Berg transportiert.

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4 Responses

  1. Sehr bizarre und wundervolle Krater, da blendet man die paar tausend Chinesen doch gerne mal aus. Danke für Eure schönen Fotos.
    Gute Weiterreise wünscht Kathrin Sippel

  2. Wir hatten im November 1999 auch solch tolles Wetter, aber nicht solche Karawanen von Menschen.
    Wir hatten solch traumhaftes Wetter wie ihr. Die Emeralde Lakes und der Blick Inden Krater bleibt unvergesslich, als wäre es heute. Es war auch der Höhepunkt unserer allen NZ-Reisen.
    Tolle Aktion. Gratulation. Jeanette

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