2023, 22.März, Fazit Neuseeland

Sylke: Das erste große Erstaunen war, dass es jetzt im Kiwi-Land nur Kiwis aus Italien gibt. Wie verrückt ist das denn? Aber die Ernte startet erst im April und die „alten“ sind schon lange aufgegessen. Was ich wirklich faszinierend finde, wie die Geschichte (okay, die ist relativ kurz) aufgearbeitet wird. Wie die Versprechungen, die vor 150 Jahren von den europäischen Siedlern den Maori gegenüber gemacht wurden, aber nie eingehalten worden, heute eingelöst oder wieder gut gemacht werden. Oder das NZ ein „gesundes“ Land werden will. Wer heute geboren wird, kann nie legal Zigaretten kaufen. Das sagt der Staat einfach: „Nö, wir verzichten lieber auf die Einnahmen aus der Zigarettensteuer, dafür sind die Kosten gering, was deinen nicht vorhandenen Lungenkrebs behandelt.„ Sehr clever, aber auch irgendwie verwirrend, wenn der Staat solche Regelungen für die Menschen trifft. Die Winzer müssen wahrscheinlich keine Angst haben, das ist hier richtig zum Geschäft ausgebaut und sehr viel Wein wird exportiert. 

Wir sind mit einer riesigen Erwartungshaltung hier her gefahren. NZ -Traumland -Sehnsuchtsort-weit weit weg. Obwohl es für uns gar nicht so sehnsuchtsvoll war… aber alle haben gesagt, wie toll es hier ist oder sein muss. Dann waren wir da und dachten, dass uns der Atem stockt vor „Wunderbar und niemals vorher so was schönes gesehen und ich muss gleich weinen, so toll ist das hier.“ ohne Frage, es ist ein sehr schönes Land, mit einem Hügel am anderen, alle grün in 100 verschiedenen Grüntönen. Biegst um eine Kurve, Zack ist eine ganz andere Landschaft. Hier wurde Europa miniaturisiert auf zwei kleine Inseln im Pazifik. Gletscher, Fjorde, schöne Küsten, tolle verzauberte Wälder, bemooste Bäume, aktive Vulkane, unendlich viele Seen, Gebirge, schneebedeckte Gipfel. 

Ich hatte Angst, dass Uwe hier nie wieder weg will, weil es so schön ist.  Keine Ahnung warum,  aber so unglaublich schön fanden wir es dann doch nicht, um unseren Lebensmittelpunkt zukünftig hier her zu verlegen. (Zum Glück für mich!)

Wir sind schon viel gereist und vielleicht gibt es alles verteilt auf der Welt irgendwo noch toller. Und vieles gibt es auch und Hause (Baumwipfelpfad in Beelitz – Heilstätten, das Weißeritztal in Freital, den Malerweg in der Sächsischen Schweiz, Havelhöhenweg…Lach, sorry, viel mehr fällt mir gerade nicht ein, gibt es aber bestimmt…)

Und  ich habe erwartet, dass hier alles am Schönsten, am Größten und am Spektakulärsten ist. 

Vieles war groß und schön und spektakulär. Und das hat NZ einfach drauf: Landschaft!

Wir hatten den großen Luxus, uns Zeit beim reisen zu lassen. Wir waren viel draußen (eigentlich nur). Sicher kann man auch mit einer Reisegruppe unterwegs sein, dass ist auf alle Fälle stressfreier (nicht selber fahren, dir sagt jemand, dass du jetzt besser mal aufs Klo gehst, weil 2h kein weiteres mehr kommt), man wird an den Lookout aus dem Bus geworfen, macht ein paar Fotos und weiter gehts). Aber so konnten wir zusammen einfach in unsrem Tempo das Land erkunden. Also sehr langsam (nicht nur beim wandern). Der Reiseführer in Buchform war unsere Handlungsanleitung. 

Danke NZ, dass wir hier so sicher reisen konnten. Dass man keine Angst haben muss, dass der Kofferraum vom Mietwagen aufgebrochen ist. Nach sechs Wochen hat man sich auch an das Preisniveau gewöhnt. (Sorry Uwe für das Zimmer in Christchurch. Reisen ist immer eine Mischkalkulation. Du hast selig geschlummert und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Aber so haben wir wenigstens mal gesehen, wie die Kiwis leben.)

Danke NZ für deine tolle Natur, den superleckersten Kaffee an jedem Ort im Land.  Danke für deine freundlichen Einwohner, die irgendwie immer kurze Hosen tragen, auch wenn wir schon die Daunenjacke tragen. 

Kommen wir wieder? Wahrscheinlich nicht, es gibt noch so viel zu entdecken und du als Land bist wirklich weit weit weg. Aber man soll ja nie Nie sagen. 

Ki ora, Aotearoa!

Uwe: Was wir erlebt haben und gesehen haben auf den zwei Inseln, war unheimlich viel und unheimlich schön. So viel Natur, dass wir manchmal Schwierigkeiten hatten, wenn wir in eine Stadt kamen wie Queenstown, uns wieder zurecht zu finden. Wir waren oft allein unterwegs bis auf die bekannten Highlights wie den Tongariro Track den Abel Tasman Track und den Queen Charlotte Track. Aber kein Problem, es hat gute und schöne Gründe, warum dort viele wandern wollen. 

Die Preise hier in NZ haben uns nicht zu sehr erschreckt. Es war eine Mischkalkulation. Manches haben wir bewußt in Kauf genommen, anderes haben wir auf unsere Weise gelöst. Letztlich war es nicht, wie in vielen Reiseblogs und -führen beschrieben, zu teuer. Unterm Strich ist Neuseeland, so sehe ich es, Europa eingedampft auf zwei Inseln. Mit Fjorden, tollen Stränden, Gebirgen, Wäldern, Seen, Natur etc.. Aber ohne andere Sehenswürdigkeiten. Vielleicht tue ich da den Kiwis unrecht, aber ich hab dann schon ganz gerne noch ein bisschen Geschichte, Kultur und einmalige, andere Einblicke. Die Maori Entschuldigungshyperaktivität ist dafür kein ausreichender Ersatz, finde ich.

Würde ich nochmal nach Neuseeland reisen? Nein. 

Neuseeland war ein weißer Fleck auf meiner/unserer Karte, genauso wie Australien. Wir beide haben wieder ziemlich gut harmoniert, obwohl es diesmal auch den ein oder anderen stressigen Moment gab, wenn Sylke mal wieder ein Schnäppchen gebucht hatte und es sich als Flop herausstellte, wie der Farm Stay bei Melanie, oder der letzte Abend in Christchurch. Aber sonst war eigentlich alles schick und sechs Wochen sind im Nachhinein gesehen vergangen wie im Flug. Jetzt sind die nächsten sechs Wochen in Australien dran. Mal sehen wie es da aussieht, ich hab ein bisschen Schiss weil in Neuseeland gibt es keine giftigen Schlangen, Spinnen oder sonstiges, gefährliches Getier.