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Gestern Abend noch Reise- und Wanderführer gewälzt, Wandertouren ausgesucht, Touren verworfen und die eine dann inclusive GPS Daten etc. auf die Handys geladen. Ganz in den Norden, ins Anaga-Gebirge sollte es gehen. Eine Traumwanderung! Dafür steht man dann schon mal früh auf, weil 6-7 Stunden wandern plus eine Stunde An- und Abfahrt. Brote geschmiert und das Zwergenmobil gestartet. Nach 30 Minuten Fahrt gabs lange Gesichter. Wer rechnet denn mit sowas: Regen, und zwar richtig. Also erstmal rechts ranfahren und nach Alternativen suchen. Hast Du den Wanderführer eingepackt? Äh, nein, nur Fotos von den Seiten unserer Wanderung gemacht.

Nach der Abzweigung hoch zum Teide, haben wir uns erstmal über die lustigen Pinien gewundert. Die Puschel wachsen ganz eng am Stamm.

Wie gut, wenn man da flexibel und geschmeidig bleibt. Wir waren eh schon ziemlich weit im Norden, also zurück doch nicht die gleiche Strecke! Sondern gerne über den Teide Nationalpark, da vorne ist die Abzweigung. Und wie wurden wir für unser Improvisationstalent belohnt! Strahlend blauer Himmel auf 2000 Metern Höhe, unglaubliche Vulkanlandschaft und super viel zu lernen. Über die Entstehung der Insel, der Vulkane, der Lavafelder und überhaupt alles. 

Unser erster Blick auf den 3700 Meter hohen Berg. Dem höchsten Berg Spaniens. Da mussten wir noch 10 Minuten warten, bis sich die Wolken verzogen hatten. Aber dann hat sich alles ganz schnell geändert…
Noch ein paar hundert Meter höher und unser Zwergenmobil stand in strahlendem Sonnenschein. Das blieb den ganzen Tag so.
Hier oben ist die Luft super sauber. Aber die Observatorien schauen nicht nur in die Sterne, sondern registrieren auch jede kleinste Bewegung der Schichten unter ihnen. Denn die ganze Insel ist ja nur die Spitze des Vulkans, der sich vor 7 Millionen Jahren aus dem Atlantik hochgeschoben hat. Die Schichten sind sehr labil und ständig leicht in Bewegung. Das wird gemessen und u.a. mit Sonnenveränderungen abgeglichen. Sehr kompliziert das Ganze.

An einem der Parkplätze haben wir dann einfach angehalten, unsere Rucksäcke aufgesetzt und sind einem der Wege in die Caldera des Ur-Teide gefolgt.

An einigen Stellen gab es noch immer Schnee und Eis. Ach ja, fast vergessen, wir haben Februar und es ist Winter.
Es gibt nicht einen Vulkan bzw. den einen Vulkankrater. Rund um den Teide gab es mehrere Ausbrüche und Ereignisse, die ihre Spuren hinterlassen haben. Und die Erosion hat ihr übriges getan. Wir wanderten dann über die Caldera eines der vielen Vulkane am Teide. Eine unglaublich interessante, aber auch verstörende Landschaft.
Das Ganze ist ein Gemisch aus Lava, Vulkanasche und durch die Luft gepustete Gesteine. Man kann sich kaum vorstellen, welche Kräfte hier gewirkt haben und was das für ein Chaos gewesen sein muss. Dabei ist es erdgeschichtlich nicht mal so lange her.

Dann saßen wir mehr oder weniger im Krater und haben unsere Brote genossen. Strahlend blauer Himmel, Steine, Lava und Geröll. Wohin man schaut. Kein Vogel, nicht mal eine Ameise, keine Eidechse. Nichts. Irgendwie kommt man sich vor, wie ein menschlicher Zwerg. Die Wanderung hier wird auch als Marsrundgang bezeichnet. Sylke: Ich musste auf dem Weg oft an Elon Musk denken, der den Mars besiedeln will, weil die Erde irgendwann nicht mehr bewohnbar ist. Wenn wir so weitermachen (und wir zwei leider ganz vorne weg, viel fliegen, kein E-Auto fahren, Kühe essen, die einen Haufen Methan ausstoßen), dann wird das wohl unser zukünftiger Lebensraum werden. Na dann: Prost, Mahlzeit, au weia, arme Generationen nach uns!

Sylke hat mal die Astronautin gegeben. Komisch, es scheint so, als ob solche Landschaften uns anziehen, denn auch in Südtirol und auf Hawaii haben wir schon die Trainingslandschaften für Astronauten besucht.

Und tatsächlich! Ein paar Kilometer weiter haben wir dann einen Stop eingelegt bei den Minas de San Jose. Hier wurden die Rover für den Mond und den Mars getestet, weil das Gelände und die Geologie vergleichbar sind.

Die Roques de Garcia sind die Attraktion hier oben. Die wenigsten wissen, dass es die Schlote von kleinen Vulkanen sind. Häh? Das Gestein das in den Schloten erstarrte ist Basalt oder Granit. Drumherum war der Vulkankegel aus leichtem Gestein. In tausenden von Jahren wurde dieses leichte Gestein erodiert durch Wind, Wasser und Eis. Übrig bleibt der erstarrte Inhalt der Schlote. Cool.
Auch cool: Wir mussten mal kurz schmunzeln über die Warnung zu einem ganz normalen Treppenaufstieg zu den Roques.
Egal, es war ein wirklich unglaublich intensiver Tag da oben und als wir dachten, das wärs gewesen, kam ja noch der Sonnenuntergang ums Eck.

Die freundliche Dame am Infostand des Parkplatzes hat uns alle Fragen beantwortet. Ein Wanderweg gefiel uns besonders und weil wir wussten, dass man eine Genehmigung braucht, haben wir gefragt, ob wir nicht gleich eine bekommen könnten. Lächelnd erklärte sie uns: In drei Monaten gibt es die nächsten Genehmigungen. Häh? Man nimmt den Schutz des Nationalparks sehr ernst. Daher gibt es strenge Regeln für den Besuch. Auch für die Seilbahn zum Gipfel muss man sich ewig im Voraus anmelden. Na dann: Noch ein paar Attraktionen abgeklappert um dann die tollste Attraktion um diese Zeit, es war schon 19:00 Uhr, miterleben zu können: Den Sonnenuntergang über dem Wolkenmeer, dessen regnerischen Auswirkungen wir heute erfolgreich entflohen sind.

Wir waren schon auf dem Weg nach Hause, eine Serpentine folgte der anderen, da gab es noch einmal einen Blick auf das Wolkenmeer. Chaotische Zustände am Strassenrand, alle wollten Fotos machen und haben dafür selbst ihre Autos aufsetzen lassen. Wir haben abseits geparkt und Syke hat das Beitragsfoto gemacht. Ich hab dann noch mal die Drohne hochgeschickt. Geht auch.

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