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Siena, was für eine Stadt. Wir sind sowas wie Schock-verliebt. Uwe meint gerade, dass wir Siena schon kannten. Das stimmt, aber irgendwie verändert man sich selbst auch. Anmerkung von meinem Freund: Alle sieben bis zehn Jahre ist man ein neuer Mensch. Was auch immer das heißen mag.

Von unserem Hotel sind es gerade einmal 10 Minuten zur ältesten Bank der Welt. Monte dei Paschi di Siena wurde 1472 als erste Bank der Welt gegründet. Leider, wie ihr euch vielleicht erinnert, musste sie inzwischen dreimal von der italienischen Regierung mit unzähligen Steuermitteln vor dem Bankrott gerettet werden. Sonst wären 30000 Arbeitsplätze verloren gegangen.

Wir waren vor ungefähr zehn Jahren schon mal hier. Ich kann mich irgendwie überhaupt nicht daran erinnern. Wie verrückt ist das denn? Man war in einer Stadt, und ein paar Jahre später, weiß man überhaupt nichts mehr. Deswegen machen wir diesen Blog, ein bisschen um euch zu unterhalten, aber der wirkliche Grund ist unsere Vergesslichkeit.(Anmerkung der Redaktion: Schreibt Sylke).

Sieht man auf dem Bild nicht, aber links war die Ticketschlange und rechts die Schlange um in den Dom, um dann mit einem Ticket rein zu kommen. „Wir kaufen eins online, dann können wir an der Schlange vorbei!“ Äh, nein. Um das Online Ticket einzulösen muss man sich am Ticketschalter anstellen und dann nochmal, um rein gelassen zu werden. Macht das Sinn?

Wir haben heute Früh an ziemlich vielen Stellen, ziemlich lange angestanden. Erst mal, um Eintrittskarten überhaupt zu ergattern. Dann, um in den Dom zu kommen. Dann im Dom, um in die Bibliothek zu kommen. Aber was die Stadt für eine Geschichte hat!

Im Dom, und da könnten wir noch 100 Bilder posten, geben sich die künstlerischen Größen des Mittelalters die Hand. Man ist schlicht von der Fülle überwältigt, aber das war ja auch das Ansinnen zu jener Zeit: Schaut mal, wir sind noch viel toller als Florenz oder sonstwer in Europa.

Das ist wirklich toll hier!!!! Weniger theatralisch kann ich es nicht formulieren. Alles aus den 15. Jahrhundert. Kein Wunder, dass die Stadt voll ist mit Touristen aus aller Herren Länder. Aber vor allem aus Ländern, deren Geschichte deutlich kürzer ist als diese Stadt alt, wie z.B. USA, Australien, Kanada.

In der Bibliothek erzählen die Fresken von Pinturicchio die Geschichte des Papstes Pius II. 1502 gemalt wirken sie, als wären sie gestern erst fertig gestellt worden. Mitten drin eine beiläufige Statue von Michelangelo. Angesichts der ganzen Pracht in Siena konstatierte Sylke: Da haben sie ein paar Putten in Dresden und machen ein Riesending drum. Das gibt es hier an jeder Ecke!

Im 15. Jahrhundert waren nicht mal die Ölfarben erfunden, alles wurde als Fresko gemalt. Nass in den Putz gerieben, also die Farbpigmente. Denn mit irgendwelchen chemischen Reaktionen hat sich der Putz mit den Pigmenten verbunden und ist jetzt Jahrhunderte haltbar. Da kann sich so eine Tageszeitung mit ihrer Druckerschwärze schon mal eine Scheibe abschneiden. Wenn sie nicht im Biomüll als abbaubare Mülltüte landet, wird sie spätestens zwei Tage später in der Papiertonne entsorgt. Da ist nichts mit Jahrhunderte überdauern. 

Wir sind dem Dom dann noch aufs Dach gestiegen. Allerdings auf einem Teil des Langschiffes, das Siena im einer Art Größenwahn im 14. Jahrhundert noch dazu bauen wollte. Sieht man im Beitragsbild ganz gut. Dann kam die Pest und es steht nur die Seitenwand. Der Rest wurde nie verwirklicht. Aber von dort hat man eine tolle Aussicht auf unser Ziel morgen: Die Toskana.

Aber, Tageszeitungen erzählen ja auch nicht solche Geschichten, wie wir sie heute als Comics des Mittelalters in x-Variationen sehen durften. Leidensgeschichte Jesu, altes Testamant, neues Testament, Apostel, Päpste, was ist da schon der Ausgang der Wahl in Brandenburg dagegen oder wird da jemand zur Erlösung aller ans Kreuz genagelt?

Man weiss nicht genau, ob die Apostel uns bedauert oder befeuert haben, aber es war ein toller Tag rund um den Dom und das war nur die Spitze des Eisberges.

Also Siena ist definitiv mehrere Reisen wert und es war nicht unser letzter Aufenthalt. Wir haben heute nur rund um den Dom Besichtigungen gemacht. Da gibt es aber noch viel mehr Sehenswürdigkeiten. Morgen geht´s aber hoffentlich auf die Fahrräder (Sylke ist schon ganz aufgeregt, weil noch keines hier vor dem Hotel steht) und dann radeln wir in die Weiten der Toskana. Buona notte Ragazzi!

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3 Responses

  1. Warum solltet Ihr denn nicht anstehen? Das hatten wir 2012 auch mit Onlinebuchung. Handy und WLAN hat wohl jeder Touri irgendwo. Fremde beobachten ist doch auch ein Programm? Realität in alten Mauern.
    Schlenkert guten Wein, trinkts Euch schön, bei uns ist Federweißerzeit, heut gibts herrlichen Spätsommerabend… Viel Spaß und Vorsichtig Radeln! Sonniger Gruß aus Unterfranken

  2. Hallo Ihr Beiden, schönen Urlaub. Siena ist ja kaum wiederzuerkennen. Ich musste gleich mal unsere Reiseordner durchschauen, wann wir das letzte Mal dort waren – 1997 – kaum zu glauben wie die Jahre vergangen sind. Damals war es schon für uns ein Erlebnis diese Bauwerke anzuschauen. Heute bestimmt noch schöner……

  3. Die Toskana ist und bleibt einender schönsten Städte! War auch bereits dreimal dort, viel zu wenig gesehen und zu wenig in Erinnerung geblieben!!
    Viel Freude bei der Erkundung mit den Fahrrädern…

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