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Der Tag heute hat eigentlich unspektakulär begonnen, steigerte sich dann aber überproportional. Start war ein kleiner Busch-Spaziergang zur Lagune (haha, tolles Marketing) im Cape Gantheaume National Park gleich neben unserem Camp. Dann gabs noch links und rechts ein paar Kängurus im Unterholz. Das war es dann aber auch schon. Dann machten wir uns auf zum Flinders Chase National Park.

Nachdem es am Anfang noch relativ ungefährlich aussah, hatten wir ein paar Kilometer weiter schon ein bisschen Muffesaußen. Da fallen einem immer gleich die Bilder von abgebrannten Camps und Landstrichen ein und genau hier an diesem Ort war es ja noch nicht so lange her.

Der Park ist im Januar 2020 zu 98 % abgebrannt. Jetzt sieht das alles hier ziemlich seltsam aus, weil aus den Büschen die verbrannten Bäume heraus ragen. Plötzlich Uwe: „Guck mal, da hinten brennt es!“

Auf dem Weg in den Nationalpark sind die Spuren des Brandes immer noch sichtbar und es wird noch Jahre dauern, bis die Eukalyptusbäume wieder so gross sind, wie sie waren und die Koalas sich darin wieder wohl fühlen.

Spannend. Mal aufgehört die überfahrenen Kängurus am Straßenrand zu betrachten und mal dem Qualm beim qualmen zugeschaut. Angehalten, Fotos gemacht. Aber statt weniger, wurde der Rauch immer mehr. Genau in unserer Fahrtrichtung. Kurzer Stop im Koalapark und wir waren noch nicht ausgestiegen kam uns ein Mann entgegen und sagte, das schaut gefährlich aus, stieg ins Auto und war weg. Da sind wir auch nervös geworden. Wie verhält man sich bei einem Buschfeuer, das genau auf uns zuzukommen scheint? Wohin breitet sich das Feuer aus? Nützt der kleine Campingfeuerlöscher was? Warum haben wir keine Frischhaltefolie gekauft, die soll gut sein bei Brandverletzung?

Die „gewundene und gewellte“ Strasse zu den Rocks war bis vor 3 Jahren bestanden mit großen Eukalyptusbäumen. Das muss jetzt erst einmal alles nachwachsen.

Und wenn man nicht weiß, wie man sich verhalten soll, ist es alles irgendwie nicht sehr lustig. Zum Glück kam unser gebuchten Campingplatz in Sicht. Wir angehalten, rein in die Rezeption. Die Dame am Schalter saß ganz entspannt da. Aber als sie vor die Tür getreten ist, nachdem wir gesagt haben, dass hinter ihrem Campingplatz die Bude abbrennt, ist sie echt erschrocken. Im gleichen Augenblick bog ein „Nationalparkauto“ um die Ecke. „No Proplem, don´t worry!“ Seit 1. April ist die Gegend keine „Fire ban season“ mehr. Also hat ein Farmer ein „kontrolliertes Feuer“ gemacht um seine alten Baumstümpfe, Wälder und Felder zu verbrennen. Bei uns läuft das anders kontrolliert ab, aber keine Ahnung wie das hier geht. Wahrscheinlich hat er eine Schnur gespannt und gesagt bis hierhin darf es brennen und nicht weiter. Und das Feuer weiß natürlich, dass heute der 4. April ist und breitet sich auch nicht unkontrolliert aus. Egal, wir wussten, dass alles im grünen Bereich ist und haben dem Feuer (fast) keine Beachtung mehr geschenkt. Verwunderlich trotzdem: Hier wird alles recycled, getrennt, es gibt mindestens drei Mülltonnen für jeden Sch… Aber: Die Rauchwolke von dem Farmerfeuer hat sich über viele Kilometer bis an die Südküste erstreckt. Soviel Luftverschmutzung kriegen 100 Lkw´s in der Zeit nicht hin. Wir haben uns dann einen Spass draus gemacht und anderen Touris erzählt, dass der Farmer seine alten Reifen etc. verbrennt. Das fanden die Aussies dann doch nicht so lustig.

So verrückt sind Menschen! 10 Minuten regen wir uns auf, wegen der Umweltsünden und weil hier auf der Insel Brandverletzte nicht so gut behandelt werden können. Und einen Augenblick später fühlen wir uns vollkommen sicher und gehen unseren Sightseeing – Unternehmungen nach. Genau so war es. 

Die Felsen sind vor 500 Millionen Jahren entstanden. Und zwar 10 Kilometer unter ihrem jetzigen Standort. Es sind Granitformationen, die durch eine Magmakammer und die tektonischen Bewegungen nach oben gedrückt wurden. Die Elemente Wasser und Luft, haben dann alles Sediment, das ursprünglich noch darüber lag und weicher war, weggespült.

Also auf in den Flinders Chase National Park. Der erste Halt: Die „Remarkable Rocks“. (Im Nachhinein haben wir dann noch diskutiert zu den Eintrittspreisen. Auslöser war ein Artikel in der PNN, den Sylke zufällig gelesen hat zum Thema Sanssouci. Da soll jetzt auch Park-Eintritt bezahlt werden. Hier muss man für jeden Park, sei er noch so klein und bedeutungslos, Eintritt bezahlen. Und da muss nicht mal viel renoviert, restauriert oder Instand gehalten werden. Da gibt´s ein paar Felsen, einen Fussweg, eine Toilette, beides auch für Behinderte, drei Erklärbärschilder und das kostet 10 Euro pro Person. Nicht mal ermäßigt für Rentner wie mich!

Dass die Erosion auch hier im Granit nicht zu stoppen ist, haben wir an einem Bild von 1890 im Vergleich zu unserem Bild 2023 sehen können.
Der Stein links ist heute, bei gleicher Einstellung nur noch halb so gross. Dass die Bilder nicht direkt miteinander vergleichbar sind liegt daran, dass der Stein nicht so wichtig war. Eher die Dame in der Bildmitte.
Die Formationen, die da haushoch einfach nur rumliegen, sind schon beeindruckend.
Man könnte auch viele Kunstprojekte dahinter vermuten, aber es ist einfach nur: Erdgeschichte.
Sieht hübsch aus, ist aber eine Alge, die im letzten Jahr 9 Menschen das Leben gekostet hat. Denn sobald die die See rauher und die Luft feuchter wird, wird alles, was jetzt trocken und rot aussieht, zu so was ähnlichem wie flüssiger Seife. Dahinter geht es dann 30 Meter ungebremst in die Tiefe.
Uwe hat dann noch in einem der Ausspülungen einen Scherz gemacht und prompt haben alle anderen Touris danach das gleiche Foto nachgeahmt: Ein neuer Insta Hotspot?
Unterm Strich ein Monument der Erdgeschichte. 30 Meter hoch und Millionen Jahre alt.

Nächste Attraktion: Admirals Arch und das Cape Couedic Lighthouse. 1870-1900 sind an der Küste unzählige Segelschiffe untergegangen. Teilweise auf ihrem Weg nach Adelaide oder weiter die Südküste Australiens hinunter. Durch die kleinen vorgelagerten Inseln und Riffe ist dieses Gebiet bis heute schwierig zu navigieren. Louis de Couedic, ein französischer Marineoffizier kam auf die Idee, dieses Kap sicherer zu machen und 1907 wurde nach seinen Plänen das Leuchtfeuer gebaut und in Betrieb genommen.

Die ganze Küste ist ein Refugium für viele Arten. Teilweise ist sie auch Schutzgebiet.

Was für eine spektakuläre Gegend. 

Die Stalaktiden am Admirals Arch hatten leider das Licht von der falschen Seite. Sonst wären sie so rot gewesen wie die Algen auf den Rocks. Beeindruckend war der Felsbogen auf jeden Fall.
Auf den Felsen davor haben sich die Pelzrobben „Fur Seals“ gesonnt.

Jetzt auf dem Campingplatz ist der Himmel voller rosa Wolken, von der Sonne beschienener Qualm. 

Wir sind den ganzen Bush-Walk rund um den Campground gelaufen, weil es hier viele Koalas geben soll. Gänse gabs, Papageien und ganz zum Schluss auch ziemlich zutrauliche Känguruhs.

Auf unserer abendlichen Känguru-Suche waren wir auch erfolgreich. Nur die Koalas haben sich versteckt. Vor dem großen Buschfeuer (also 2020, nicht das von heute) gab es hier 40.000 Koalas, jetzt nur noch 4.000. Aber die Populationen erholt sich schnell. Wie das nun geht? Und gerade, als wir den Artikel schreiben, kommt doch tatsächlich ein kleines Känguru an unseren Tisch. So haben wir uns das vorgestellt.

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