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Es ist schon verrückt. Da schlafen wir in unserem Wolken-Kuckucks-Heim wie die Babys. Wenn man nicht wüsste, dass das Meer so rauscht, könnte man auch denken, dass man Pause an einer Autobahnraststätte macht. Der Geräuschpegel ist wahrscheinlich der gleiche. Aber allein das Wissen, dass der Krawall ein – sagen wir mal – natürliches Geräusch von Meer und Wellen und Wind ist, lässt einen selig schlummern. 

Am Morgen hatten wir dann tatsächlich, wie von der Herbergsmutter versprochen, tolles Wetter. Die Katze hat uns zum Frühstück begrüßt und wich kaum von unserer Seite.

Obwohl selig schlummern nicht ganz korrekt ist. Gestern habe ich das erste Mal Kontakt zu den bösen Sandflies gemacht. Das sind Biester !!! So groß wie Fruchtfliegen, mit einem Mini-Beißwerkzeug, was nicht durch T-Shirts oder Socken kommt, aber dazu muss man erstmal welche tragen. Wir waren gestern so beseelt von dem Sonnenuntergang hier, dass die kurzen Hosen und Flipflops irgendwie gar nicht aufgefallen sind. Erst im Bett, unter der warmen Bettdecke, hat sich ein Juckreiz entwickelt, dass ich kurz davor war, mir einen Kessel kochendes Wasser zu bereiten und über meine Füße zu gießen. Bei Mückenstichen hilft ja, wenn man kratzt bis Blut kommt. Bei diesen Biester-Stichen leider nicht….. 

Zuerst haben wir uns mal den Strand angesehen. Naja, Strand kann man das nicht nennen. Da waren wir von unserem Startpunkt am Abel Tasman schon ein bisschen verwöhnt. Pamela kommt hier also nicht aus den Fluten.

Aber wenn man will, dass alles so ist, wie zu Hause, dann bleibt man besser auch zu Hause bleiben. Sandflies-Bisse – eine Urlaubserfahrung.

Wir hatten eigentlich beschlossen, die Old Ghost Road zu fahren und oben in den Bergen zu Wandern. Das ganze Gebiet hier gehört zu der Cole Mine Area. Hier wurde überall bis 1960 Kohle abgebaut. Aber als wir um die Ecke kamen, waren die Berge noch tief in den Wolken. Im Gegensatz zur südlichen Westküste. Also: Einfach umdisponiert, gewendet und nach Süden gefahren.

Ich mag gar nichts über den Tag schreiben. Der schön war, ohne Frage.

In Granity war Markt und das Museum hatte offen. Sylke hat sich totgelacht: Alle, die irgendwelchen Cole Mine Schrott zu Hause hatten, haben den offensichtlich wahllos hier abgeladen.

Ein bisschen durch die Gegend gefahren, Uwe wird zu den Bildern schon ein paar schöne Texte  schreiben.

Das einzig Interessante in dem Museum waren die Bilder. Das muss schon eine harte Zeit gewesen sein.
Ganz oben am Berg waren ein paar Relikte noch zu bestaunen. Die Loren wurden auf abenteuerliche Weise zu Tage und ins Tal befördert. Unfälle waren an der Tagesordnung und wie bei Elon Musk gab es keine Gewerkschaft.
Die Menschen lebten hier oben in erbärmlichen Hütten. Trotzdem gab es eine Schule, ein Hotel, eine Kirche etc. 1870, wurden 25 000 Tonnen Kohle abgebaut. 1950 waren es dann doch, mit fast den gleichen Gerätschaften 350 000 Tonnen.

Aber viel beeindruckender ist dieses Baumhaus, Wolken-Kuckuckus-Heim, diese AirBnB-Lodge mit der sagenhaften tollen Aussicht. Susanna, die deutsche Inhaberin, gerade 50 geworden, vor 8 Jahren den Besitzer kennengelernt als Gast, geheiratet. David ist letztes Jahr an Krebs gestorben und Susanna bestreitet dieses Jahr zum ersten Mal alleine als Gastgeberin. 12 Betten maximal. Feinstes Wlan, aber Strom nur über Solar-Panele oder ein Diesel-Aggregat. Die Zimmer ohne Steckdosen, dafür aber mega Aussicht. Alles für alle, Küche, Wohnzimmer, Balkon. Und ab Mai ist die Saison vorbei und die erste Woche ohne Gäste und die ewigen Fragen „Warum bist Du hier?“ (Liebe), „Hast Du kein Heimweh?“ (Nein, warum, ist ja mein Zuhause.) „Ist es im Winter nicht einsam?“ (Nein, herrlich, endlich mal keine Fragen beantworten.), „Was hast Du in Deutschland gemacht?“ (Ich habe in einem Verlag gearbeitet und deutsche Manuskripte weltweit vermarktet.) ist wunderbar.

Auf abenteuerlichen Strassen sind wir dann wieder den Berg runter gefahren und noch weiter südlich zum Cape Foulwind. Heisst so, weil Cook das so genannt hat. Die Winde hier verhindern ein Anlanden. Das fand schon Abel Tasman 100 Jahre vor Cook ziemlich doof.

Susanna zu Uwe „Was schreibst Du da? Bist Du ein Blogger?“ Uwe: „Ähm…. hüstel… ja.“ Susanna zu Uwe „Bist Du berühmt?“ Hast Du viele Follower?“ Uwe: lacht „Leider nein!“ Susanna: „Schade!“ Aber wenn Ihr mal hier her fahren wollt, dann schaut unter AirBnB „Old Slaughterhouse“ in Hector.

Kann man sich gut vorstellen, dass es hier fürs Anlanden keine Chance gab. Ums Eck gibt es dann noch Robben- und Seehundbänke, aber da hat uns der Enthusiasmus verlassen.

Denn diese Lodge ist echt der Hammer. In the middle of nüscht. An einem Berg im Nirgendwo. Mit einer wundervollen Aussicht. Jetzt geht die Sonne langsam unter und ich muss schnell meine langen Unterhosen, meine Socken und was weiß ich noch holen, damit diese Biester mich nicht auffressen. Aber es ist herrlich hier!

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3 Responses

  1. Ja,ja die Sandflies. Haben mich (J) geliebt. Stephan war weniger betroffen. Man merkt es im Moment nicht, aber dann…Ich hatte einmal eine Zehe dran, ging nur mit Kühlung mit Kühlwasser. Habe sie mir dann fast erfroren- es schälte sich schon die Haut. Also gebt acht. Am schlimmsten war es dann weiter südlich in der nähe vom Haast-Pass. Viel Spaß weiterhin.

    • Wenn „weiter südlich“ und „am schlimmsten“ bedeutet, dass das hier mit den Biestern noch nicht der Höhepunkt ist, na dann…au weia.

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