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Jetzt ist es soweit: Uwe hat den Sprung in das organisierte Reisen geschafft. Er fragt unseren Guide heute Früh: Brauchen wir eine Jacke? Bis vor ein paar Tragen hat er das noch vollständig selbst entscheiden können.

Vorne, rechts hinter dem Abhang, liegt unser großer Dampfer. Mit den kleinen Booten sind wir in die „Goddess-Stream“ Schlucht gefahren.

Nach dem Frühstück von unserem großen Yangtse-Kreuzfahrt-Boot auf eine kleine Schaluppe umgestiegen (mit sehr vielen anderen Menschen, aber man gewöhnt sich dran) und in einem Seitenarm des großen Flusses eine Ausfahrt gemacht.

Der „Goddess-Stream“ heisst so wegen der chinesischen Lorelei. Die trohnt hoch oben über dem Yangtze an der Mündung des kleinen Stroms in den großen Fluss. Die Göttin ist die kleine Felsnadel rechts unter den zwei Felsgipfeln. Man kann vom Yangtze aus da hoch steigen. Auf Treppen und in 4 Stunden. Das hat uns Edi, unser Reiseleiter dann doch erspart.
Man sieht Sylke deutlich die Bestürzung an. Gerade erklärt die chinesische Reiseleiterin, dass wir über ihr Dorf fahren in dem sie aufgewachsen ist.
Beeindruckend war die Schlucht auf jeden Fall. Es gab noch Höhlen hoch oben im Fels, in denen die am wenigsten armen Einwohner des Tales ihre Toten bestattet haben, aber das ist eine andere Geschichte.

Das ist schon irgendwie surreal, wie wir 100 m über dem Heimatdorf der örtlichen Reiseleiterin mit unserem Boot geschippert sind. Wahnsinn! (Anmerkung der Redaktion: Sylke kommt bald in die Klappsmühle weil sie des Wahnsinns fetteste Jahresbeute zu sein scheint). Wir stellen immer die gleichen Fragen: Wie wurden die Leute umgesiedelt? Ist das alles freiwillig gewesen? Gab es Proteste? (Nochmal zur Erinnerung: Auf 600 Kilometern, also wie etwa zwischen Berlin und München, musste alles durchschnittlich um 100 Meter höher neu gebaut werden. Kleiner Vorgeschmack auf den Klimawandel. Die Chinesen wissen schon wie es geht.) Und Edi beantwortet alles mit einer unglaublichen Geduld und Langmut. Ich hoffe nicht, dass ich mal eine Stadtführung über Kleinmachnow machen muss, weil unser Brandenburger Dorf geflutet wurde.

Mit viel Fantasie (und die haben die Chinesen ja, sagt Edi) erkennt man den sitzenden Buddha, eine in China sehr bekannte Formation in der zweiten, der Wu-Schlucht (Wu heisst Hexe).

Zurück auf den großen Schiff ging es dann durch 2 weitere Yangtze-Schluchten (Achtung: Drei Schluchten Staudamm! In einer Schlucht steht der Damm und dann kommen flussaufwärts noch mal zwei). Wenn man schon ein bisschen in der Welt unterwegs war, dann hat einen das nicht vom Hocker gehauen. Die dritte und letzte Schlucht, die Qutang-Schlucht hat Uwe gleich mal im Bett verbracht bei einem Mittagsschläfchen nach dem Motto: Kennst du eine kennst du alle. Außerdem kann man sie ja auf dem 10 Yuan Schein ansehen.

Und mit noch mehr Fantasie erkennt man deutlich den Drachenrücken in dieser Formation, auch in der Hexen-Schlucht. Übrigens ist das Beitragsbild auch aus dieser Schlucht, nur völlig fantasielos auf der gegenüberliegenden Seite fotografiert
Die Stadtmauer von Kuizhou, der Stadt der Poeten aus der Tang Dynastie, lag einfach mal 100 Meter tiefer. Mit allem drum und dran, plus einer komplett neuen Stadt, wurde sie nach oben verfrachtet. Leider ging die Idee, dass sie eine neue Tourismusattraktion werden könnte nicht auf. Viele der neuen Gebäude stehen leer.
Auch das alte Stadttor (von 1649) wurde umgesiedelt, neben hunderttausend Menschen die am Flussufer gegenüber eine neue Stadt bekommen haben.

Nachmittags ein kleiner Stadtspaziergang mit einem Teil der Reisegruppe. Es gab als Alternative zwei andere Ausflüge im Angebot. Auf den Aussichtspunkt über den Schluchten und zur „Stadt des weissen Kaisers“. Aber wir wollten mal mit Edi nicht machen, was alle Touris machen und sind mit ihm durch das Städtchen geschlendert. Dieses Dorf hier wurde komplett 120 m höher, neu errichtet, weil das alte Dorf geflutet wurde. Jetzt lernen wir langsam das andere China kennen. Nichts mit Glitzer und Flitter und vielen Straßenfegern. Hier ist es jetzt ein bisschen ärmlicher. 

Wer etwas zu verkaufen hat, verkauft es. In der oberen Stadt, aus der kein Touriparadies wurde, leben vorwiegend Oma und Opa mit den Enkeln, weil Mama und Papa als Wanderarbeiter in Shanghai oder sonstwo Geld verdienen müssen.

Endlich mal ein paar Hunde auf der Straße. Frage an Edi, unseren Reiseleiter: Hast du schon einmal einen Hund gegessen? Er ein bisschen entrüstet: „Ja, aber natürlich nicht so einen. Dafür gibt es spezielle Speisehunde!“ Aha!

Es muss ja nicht Hund sein. Es gibt viele anderen lebenden Tiere die man hier auf dem Markt kaufen kann. Fledermäuse waren keine dabei.
Im Supermarkt konnte man auch viel Leckeres kaufen. Fast wäre das das Beitragsbild geworden, aber da hätten wir der Landschaft Unrecht getan.

Dann hat er die Gruppe eingeladen auf einen kleinen Imbiss. Komisch, keiner wollte! Der Appetit  auf Entenzunge, die Füße von verschiedenen Lebewesen, Schweineohr (aber nicht das leckere aus Blätterteig), Entenschlund, gehacktem Entenhals und andere undefinierbare Dingen hielt sich in Grenzen. Es gibt ja bald wieder Abendessen. War unsere Ausrede…. 

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