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Wahnsinn!! Ein anderes Wort gibt es nicht dafür. Es ist Nachsaison? Echt jetzt? Das Wetter ist mittelprächtig. Ach ja? Wie sieht es hier erst aus, wenn Hochsommer und schönes Wetter ist? 

Wir haben noch ein bisschen überlegt, wie wir den Tag gestalten wollen, denn es war wieder Regen angesagt. Aber die Wanderrouten hier sind nicht sooo lang, also am Mittag mit dem Zug nach Monterosso gefahren. Das nördlichste der 5 Dörfer des Cinque Terre. Wir haben erst einmal „gefrühstückt“ (um 12)  auf der Terrasse eines netten Restaurants am Meer.

Kaum kam die Sonne raus, zack hüpften ein paar Wagemutige in die Wellen, die heute nicht so hoch waren.
Nicht nur mit den Zügen, sondern auch mit Schiffen kamen jede Menge Menschen an. Manche Boote sahen so überfüllt aus, als ob sie zur Flucht verwendet worden wären. Es waren aber keine Boatpeople sondern alles harmlose Touris.

Und dann haben wir uns echt gewundert, denn der Bahnhof in Monterosso spuckte im Viertelstundentakt immer mehr Menschen aus. Noch lachten wir ein bisschen. Vorher hatten wir in unserem Dorfbahnhof erstmal die 3-Tages-Eintrittskarte für das Cinque Terre (also Bahnfahren zwischen den Dörfern und wandern auf den Wanderwegen so viel man will) gekauft. 65 € pro Person. Nun ja, für ein Parkhaus blättert man die Kohle ohne Murren hin, also einfach mal ganz entspannt bleiben. Und es sind schon unglaubliche Massen hier unterwegs. Wir wollen heute aber „nur“ ins Nachbardorf laufen

Leider gibt es hier nicht einen Hafen (außer La Spezia und Genua) den man mit dem Segelboot anlaufen könnte. Kommt aber sicherlich bald, denn damit könnten die ehemaligen Piraten noch mehr Geld verdienen.

Ein Punkt auf meiner To-do Liste wird 100-prozentig gestrichen: die Amalfiküste. Das muss noch schlimmer sein als hier. 

Spektakuläre Aussichten garantiert, wenn man erst mal oben ist. Hätte ich auch einfacher haben können aber die Drohne liegt im Auto in Corniglia.

Der Weg von Monterosso nach Vernazza ist eigentlich toll. Eigentlich! Über Generationen haben die Menschen hier an den Steilhängen Land für Weinreben und Olivenbäume und ihre Landwirtschaft terrassiert. Was für ein Aufwand. Alles nur mit Trockenmauern. Und dazwischen diese 5 putzigen, bunten Dörfer, die teilweise am Felsen kleben wie Schwalbennester.

Schmale Wege, kaum zwei Menschen passen aneinander vorbei, aber die Mauern sind auch schon hunderte Jahre alt. Wenn sie neu gemacht oder repariert werden müssen, bringt der Helicopter die dafür notwendigen Steine in Säcken.

Zu recht ist das Cinque Terre Welterbe seit 1997. Wenn nur die Massen an Menschen nicht wären. (Anmerkung der Redaktion: Äh, die Leute kommen ja alle genau deswegen.)

Zwischendurch gibt es mal steile Bachläufe. Die überquert man auf romantischen Steinbrücken. Etwas ältere Bauwerke, was Sylke an deren Festigkeit (wir erinnern uns, sie ist Bauingenieurin) zweifeln lies.

Die Wege sind stellenweise so schmal, dass man nicht mit Gegenverkehr laufen kann. Bist du nett (wie wir!), wartest du…(Anmerkung der Redaktion: Ich halte uns für gut erzogen und wir waren ja schon auf ganz anderen Wegen unterwegs. Leider kann man die Benimmregeln auf Wanderwegen bei vielen Leuten nicht voraussetzen. Ich bin dann lieber defensiv, Sylke wurde zunehmend aggresiv). Irgendwann ist mir der Geduldsfaden gerissen. (Sylke wird jetzt als Cinque Terre Rambo geführt in den Kontrollstationen). Ok, ich kenne meine Lernaufgaben für den Winter!

Ja, da kann man schon mal die Nerven verlieren. Ganz vorne lief eine Dame in Sandaletten, die leider genauso breit war, wie der Weg. Und warum Platz machen?

Wenn man sich dann noch ein bisschen reinsteigert, z.B. dass die eine beim Wandern ihre E-Zigarette raucht, die nächste eine zwei Liter-Flasche Wasser trägt, aber nicht vom Fleck kommt, einer halbnackt unterwegs ist in Sandalen, jemand seinen Hund mit 30m Leine laufen lässt, eine dicke Plunze mit Flip Flops unterwegs ist, eine Mutter, beim Wandern dem Baby die Flasche gibt….. bin ich verrückt oder die anderen? Ich weiß es nicht. Vielleicht waren es einfach nur zu viele Leute. Oder ich bin zu empfindlich?

Die Küste ist schön und eindrucksvoll. Das Wetter war ok, aber: Irgendwas ist immer.

Wir haben uns dann in Vernazza bei Wein und Bier noch mit einem netten Pärchen aus Köln unterhalten, die das genauso sehen. Das hat Sylke dann ein bisschen beruhigt.

In Vernazza, nicht alle haben Ferien, musste auch gearbeitet werden. Die einzige Möglichkeit, Baustoffe etc. in den engen Gassen zu transportieren sind Raupen. Da waren alle Touris schwer beeindruckt und der Fliesenleger schwer genervt.
Letztlich war der Fliesenleger auch nur unterwegs, um aus einer der Wohnungen (hier ein Bild vom Eingang zu einem der Häuser in Vernazza mit den ganzen Schlüsselboxen für die Ferienwohnungen -Einheimische leben hier nicht mehr) die nächste AirBnB Butze zu machen. Wir nutzen das ja auch, aber so richtig fühlt sich das alles nicht an.

Damit der Tag Menschen-Anzahl-mäßig wieder auf normales Niveau kommt, essen wir auf unserem wunderschönen Balkon. Wir sind nur zu zweit, mit frischen Tomaten, Nudel, Wein. Was interessieren uns die Leute? Dabei schauen wir von unserem kleinen Balkon in die untergehende Sonne. Buonasera ragazzi!

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