Categories:

Erfährt ein Mitarbeiter des italienischen Touristik–Ministeriums, dass ein Urlauber nicht mehr so begeistert von der Landschaft ist, weil die Schönheit nach ein paar Tagen ein bisschen abgenutzt erscheint, schon wird ein toskanischer Kulissen-Maler beauftragt, eine neue Landschaft zu malen und zu inszenieren. Genug Weinreben und Olivenbäume gesehen? Dann gibt es heute bewaldete, hügelige Bergkuppen. Felder, Burgen. Ganz anders, auch sehr schön. 

Der Kulissenmaler hat schon gestern ganze Arbeit geleistet und unsere Albergo in Volterra noch einmal verschönert.
Die Hügel anzuschauen und cool zu finden ist eine Sache. Drüber weg zu radeln ist etwas anderes. Zum Glück haben wir ja eine Ersatzbatterie. Heute war auch mal wieder nach km 45 Schluss mit dem Strom. Die letzten 20 Kilometer hätten wir dann, schieben, im ersten Gang fahren, trampen müssen? Schon beim Start war uns klar, siehe Beitragsbild: Es geht bergab. Aber das GPS hat uns auch klar gemacht: Es geht noch dreimal runter und wieder hoch. Also tief Luft geholt und auf die Kraft des Chianti gehofft.

Wir radeln von Volterra nach Sovicille. Lustig ist, dass wir nur 10 km von Siena entfernt sind. Uwe schläft schlecht. Unser zurückgelassenes Familienmitglied steht allein auf einem Parkplatz. Wenn er nicht so eine unterschwellige Abneigung gegen das Radfahren hätte, würde er heute schon mal schauen, ob es dem Auto zwischen italienischen Fiats auch gut geht geht. Aber was soll’s? Wäre er geklaut, reicht es, das in ein paar Tagen zu erfahren. 

Dummerweise liegen die ganzen tollen Dörfer oben auf dem Berg. Klar, waren ja auch alles mal Wehrdörfer. Aber unten entlang zu radeln und sie auszulassen, käme auch nicht in Frage.
Sylke hat dann schon mal ein bisschen getextet nach dem ersten Stop in Casole. Die Kirche hatte das übliche Inventar: Die Leidensgeschichte Christi. Haben wir schon besser gesehen.
Der nächste Stop auf dem nächsten Hügel (nach 700 Metern runter und wieder rauf) bot ein tolles Restaurant. Das Carato in Mensano. Sehr lecker und das kleine Dörfchen war sehr hübsch geschmückt.
Mensano (hat nichts mit Mensa zu tun!) oben, wir mit vollen Bäuchen und einem leckeren Weisswein intus schon wieder fast unten.
Zwischendurch gibt es immer toll angelegte Wege zu Villen/ Häusern, die wahrscheinlich jemand für 1 Euro gekauft und dann zu einer Residenz ausgebaut hat.

Uwe war heute ganz traurig. Warum?

Mehrmals im Monat (es regnet gerade oder das IPad erschüttert uns mit  doofen Nachrichten aus dem eigenen Land) sagt mein Freund: „Ich habe gehört, in der Toskana gibt es für 1€ tolle Landhäuser. Das kaufen wir uns, ich renoviere das und alle können uns besuchen kommen.“ Heute, im Schaufenster eines Immobilienbüros, da war sie, die Traumimmobilie. Mit Feldsteinen gemauert, ziemlich heruntergekommen, kaputtem Dach, ohne Fenster aber mit 6 Hektar Olivenbäumen. Mit der 1 vor dem Euro war schon korrekt. Leider waren danach noch sechs Nullen. Verdammt! Da werden wir wohl zu Hause  bleiben (jippi-sagt die Hausfrau!)

Dann sitzen wir eben jetzt hier am Pool des Hotels und freuen uns, dass wir den nicht selbst anlegen mussten.

Wie unterschiedlich die Menschen hier leben, ist mir heute ganz besonders aufgefallen.  Die einen wohnen in mittelalterlichen Steinhäuser auf einem Bergrücken, andere in Städten, wo du vor Menschenmassen nicht treten kannst. Alles Menschen und doch so unterschiedlich. Man merkt wahrscheinlich, dass man beim Radfahren viel Zeit hat. Die Landschaft zieht vorüber, viel langsamer als mit dem Auto und doch schneller als zu Fuß, man kann die Dinge betrachten und für sein eigenes Leben einordnen.

Herrlich, dass ich hier nicht wohnen muss, aber immer hierher fahren kann.

Tags:

2 Responses

  1. Eine sehr schöne Landschaft, traumhaft👍👏
    Besuchen ja, aber nicht dort wohnen! Das haben wir vor vielen Jahren auch schon entschieden! Trotzdem immer wieder gerne dort zu Besuch!!
    Tolle Reise👍👏👏

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner