Ich kriege mich gar nicht wieder ein. Was für eine tolle Gegend ist die Toskana? Heute Früh unter Olivenbäumen gefrühstückt. Die Koffer an der Rezeption abgegeben und wie durch ein Wunder waren sie auch schon wieder weg, als wir losgeradelt sind (Und waren da, als wir 6 Stunden später am Ziel ankamen.) Dann, wie die letzten Tage auch, Berg hoch, Berg runter, Weinberg rechts und links, Olivenbäume rechts und links, ein Eisentor, dahinter 50 m Weg und dann ein Steinhaus, der Weg natürlich gesäumt von Pinien oder Zypressen. Wie im Film Gladiator.
Ab und an mal ein Kloster, eine mittelalterliche Stadt, und immer wieder kleine Straßen, gesäumt von Weinstöcken, so weit das Auge reicht.
Heute Nachmittag dann mal ein Schauer, aber zum Glück war ein ziemlich großer Baum in der Nähe. Zumal dann mit einem E-Bike zu fahren (was die Steigungen, heute waren es fast 1000 Meter, erträglich macht) und seit gestern noch eine Ersatzbatterie in der Tasche zu haben, lässt die „Reichweitenangst“ schrumpfen. „Schaff ich das bis zum Ziel?“ „Nö, ich fahr durchgehend Turbo!“ (O-Ton Sylke). 15 Kilometer vor dem Ziel und der letzten großen Steigung mussten wir dann tatsächlich die ausgelutschten Batterien gegen die neuen tauschen.
Früher war der Chianti ja so billig und wurde in bauchigen Flaschen mit Bast umwickelt verkauft. Heute bekommt man hier kaum eine Flasche unter 20 €, die einfachste Qualität. Wer trinkt denn den ganzen Wein, der hier produziert wird? Und das Olivenöl? Überall nur Wein und Olivenbäume. Wo landet das alles? Wir zwei geben uns zwar wirklich Mühe, den Absatz zu erhöhen, aber ganz klar ist uns nicht, wer das alles konsumiert.
Unser Ziel ist heute San Gimignano. Die mittelalterliche Stadt mit den Wolkenkratzern. Wir waren vor 10 Jahren schon mal hier, es ist aber immer noch genau so beeindruckend. Und der Mensch hat sich innerhalb von 700 Jahren nicht wirklich verändert. Damals hat eine reiche Adelsfamilie einfach so einen Turm in die Landschaft gekracht, den „Geschlechter-Turm“, fast ohne jede Funktion. Einfach nur hoch, um den Nachbarn zu zeigen „Hey, unser Geschlecht hat’s drauf!“ Der Nachbar hat dann natürlich ein paar Meter höher gebaut. Heute kauft man sich einen Porsche, eine Handtasche von Hermes und eine Villa mit Seezugang. Oh Mann, das alles würde mir gefallen, im Gegensatz zu so einem Geschlechterturm…lach. Haben sich nun die Zeiten geändert oder nicht?
Die Pest hat dann den ganzen Geschlechtern in San Gimignano den Garaus gemacht. Irgendwann im 14. Jhd. Geblieben sind noch 14 Türme und das komplette Stadtzentrum. Welterbe seit 1990.
Wir haben am Marktplatz ein Zimmer mit Fototapete (Siehe Beitragsbild, das ist nämlich von unserem Bett aus fotografiert). Wir blicken in die Toskana. Ach, es ist toll hier. Und Sylke hat noch das beste Eis der Welt gegessen (gekürt von wem auch immer im Jahr 2024). Als wir ankamen war die Schlange fast so lang, wie in den Florenzer Dom. In jeden Reiseführer steht, dass sich alleine für das Eis die Reise nach San Gimignano lohnt. Stimmt!
Allerdings war die zweite Attraktion, der Vernaccia di San Gimignano, ein Weisswein der nur hier angebaut wird und auch dieses Mal nicht wirklich unser Geschmack. Also werden wir uns jetzt einen leckeren Chianti gönnen. Buon divertimento ragazzi!
No responses yet