Das Frühstück im Hotel war schon mal eine Herausforderung. Will ich eine Nudelsuppe, aber mit welchen Nudeln soll sie zubereitet werden? Will ich Dumplings? Süß oder herzhaft? Oder doch lieber Gemüse in x Varianten? Gebratenen Reis? Oder doch langweiliges Toastbrot? Alles sehr sehr lecker. Das muss man sagen. Eigentlich sah es eher nach einem Abendbuffet aus…
Unglaublich, bei uns in der Opulenz nicht vorstellbar. Natürlich gab es auch in der bei uns üblichen Größe ein „kontinentales“ Buffet, aber schon allein die Dumpling Station war genau so gross! Und alles super frisch und appetitlich.
Danach erste Station: Sommerpalast. Da war wieder unser allgemeiner Reise-Fehler: Wir haben uns vorab nicht mit dem Land befasst. Schade! Die Zusammenhänge zu verstehen ist gar nicht so einfach. Wer hat wen dahingemeuchelt? Zu welcher Dynastie gehörte der Herrscher, von dem gerade gesprochen wird? Han oder Ming? Ist die Mandschurei ein Landstrich? Und was wollten die Mongolen?
Bewacht wurde der Palast, immerhin in einem 290 ha großen Garten u.a. von diesem Fabelwesen. Das hat aber nicht ausgereicht, denn Garten und Palast (von 1153) und auch viele der darin befindlichen Gebäude wurden von den Briten und Franzosen 1860 zerstört. Um die kaiserliche Familie zu demütigen um ihre Interessen in China durchsetzen zu können.
Irgendwie und irgendwann werden wir schon etwas mehr verstehen, je länger wir uns hier im Land aufhalten. Und vielleicht entwickle ich auch die Gelassenheit, mich mit der Lautstärke der Chinesen zu arrangieren. (Alle telefonieren mit Lautsprecher übers Handy, keiner hält sich das Telefon ans Ohr. Und alles in unglaublicher Lautstärke.)
Wir haben viel über die Dynastien und auch über die letzte, die Qing Dynastie erfahren. Der Film dazu heisst „Der letzte Kaiser“. Gibt es auf Amazon. Eine ziemlich traurige Geschichte.
Im Sommerpalast waren noch unfassbar viele Menschen. Wobei niemand in die einzelnen Paläste darf, sondern man sich draußen in den wunderschönen Gärten mit den wunderschönen Pagoden aufhält.
Mit 720 Metern ist der Wandelgang des Sommerpalastes der längste der Welt. Unglaublich die Verzierungen und dekorativen Malereien. Teilweise sind sie sehr gut rekonstruiert.Und immer wieder liefen auch hier Jungs und Mädchen in traditionellen Kostümen rum.Wir sahen dann eher traditionell westlich aus und wurden dann auch öfter einfach zu Gruppenaufnahmen hinzugezogen.Das Marmorschiff im Park war mit ein Sargnagel der Dynastie. Um der eigentlich regierenden Mutter zu gefallen leitete der „letzte Kaiser“ das Geld, das für die Marine bestimmt war um, um dieses Marmorschiff bauen zu lassen. Der Mutter gefiels, die Marine verlor mangels Schiffen (das Ding konnte ja schlecht in See stechen) die Seeschlacht gegen die Japaner.
Danach ein kurzer Zwischenstopp am Olympiastadion, dem Vogelnest. Ein ähnlich zentrales Architekturprojekt wie der Hauptbahnhof in Berlin vom Architekturbüro Gerkan. Ich habe das Gefühl, dass am Berliner Bahnhof nur Zugreisende sind und niemand extra dorthin fährt, um das architektonische Wunderwerk zu betrachten. Ganz anders hier in Peking. Dafür wird aber das Stadion an sich nur einmal im Monat genutzt. Da ist der Berliner Hauptbahnhof schon besser in seiner Nutzungsfrequenz. Man kann eben nicht alles haben.
Herzog und de Meuron gewannen den Wettbewerb um das Stadion für die Olympiade 2008. Es gibt noch viele andere interessante Gebäude auf dem Gelände und in der Stadt (unter anderem das Conference Centre von Zaha Hadid unserer Lieblingsarchitektin) , aber wir hatten nur Zeit……um Sylke vor dem Maskottchen der Winterolympiade 2022 zu fotografieren. Übrigens: Das Beitragsbild ist auch aus dem Olympiapark. Wer hätte es gedacht!
Und dann endlich nach 1 Stunde Fahrt mit dem Bus, ein Spaziergang auf der chinesischen Mauer. Was für ein krasses Bauwerk. Mit unterschiedlichen Schrittmaß, von 10 cm bis 50 cm Stufenhöhe. Sehr beeindruckend, wir sind auf 1 km spaziert, man kann sich kaum vorstellen, dass die Chinesen eine 8000 km lange Mauer ins Land gepflastert haben, nur um Feinde nicht reinzulassen. Da hat unser Erich damals irgendwas falsch verstanden mit seiner Mauer 1961.
Sieht schon mal imposant aus. Eigentlich ist die Idee dahinter nicht der einer Befestigung, sondern die eines Alarmsystems. Die Feinde aus dem Norden kamen immer zum Klauen in den Süden. Und anstatt viele Verteidiger über 8000 Kilometer zu stationieren, konnten relativ wenige immer schnell zu den aktuellen Brennpunkten verschoben werden.Man musste allerdings ziemlich fit sein, um die sehr unregelmäßigen Treppenstufen zu meistern.Auf jeden Fall hat man von hier oben das gesamte Umland im Blick.Für den Fotografen bleibt dann immer noch das Problem, angesichts von Milliarden Chinesen, ein Bild ohne einen zu machen. Das gestaltete sich manchmal nicht ganz einfach.
Und was wirklich toll ist. Peking hat so viele Gingko-Bäume, die jetzt alle wunderschön Gelb gefärbtes Laub tragen. Wer braucht schon die japanische Kirschblüte, der chinesische Gingko-Laub-Fall ist genau so toll.
Das Tor zum „Alarmsystem“ war aber trotzdem gestaltet wie eine Festung. Nicht nur gegen physische Angreifer. Die Mythologie Chinas ist voll von Geistern und Dämonen. Die haben wegen ein paar Tricks in der Konstruktion der Gebäude auch keine Chance da rein zu kommen, aber das ist eine andere, lange Geschichte.Sylke wollte dann noch in Erinnerung an ihren Garten in Freital ein paar Ginkoblätter schütteln.
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